Antrag auf Platzbenennung nach Ernst Streun (1899-1964)
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wir beantragen, in Nilkheim den Platz an der Ecke Großostheimer Straße / Ulmenweg / Birkenweg nach Ernst Streun zu benennen. Dieser Platz liegt direkt gegenüber dem ehemaligen von ihm betriebenen Lebensmittelgeschäft.
Begründung:
Ernst Streun hat sich durch sein berufliches, kirchliches, soziales und staatsbürgerliches Wirken in herausragender Weise um Nilkheim und die Stadt Aschaffenburg verdient gemacht.
Zunächst gab es für die seit 1932 in Nilkheim angesiedelten Familien keine Einkaufsmöglichkeiten. 1935 eröffnete Ernst Streun in der Großostheimer Str. 189 den ersten Gemischtwarenladen. Dort konnte bei knapper Haushaltskasse auch „angeschrieben“ werden. Dies war für die kinderreichen und armen Familien in Nilkheim oft der einzige Ausweg angesichts ständiger finanzieller Not.
Ernst Streun wurde anerkennend „Bürgermeister von Nilkheim“ genannt, da er immer bereit war, sich für die Belange der Nilkheimer einzusetzen. Für viele war er ein Berater in allen Lebenslagen, half bei der Fertigung von Schriftsätzen und bei Behördengängen.
Auf den Vorschlag Ernst Streuns vom 22. Juni 1950 (Aschaffenburg im Dialog. Die Zeitung der Stadt Aschaffenburg für ihre Bürgerinnen, Nr. 8 vom Dezember 2003, hier S. 3) geht die Bezeichnung „Stadtteil Nilkheim“ zurück.
Zahlreiche Ehrenämter begleidete Ernst Streun in seiner Eigenschaft als selbstständiger Kaufmann. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Vorsitzender des Aschaffenburger Einzelhandelsverbands, Delegierter im Landesverband der bayerischen Einzelhändler, einziger bayerischer Vertreter im Rationierungsausschuss der amerikanischen Militärregierung in der Abteilung „Ernährung, Landwirtschaft und Forsten“ bis zum Ende der Rationierungszeit, Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aschaffenburg und des Prüfungsausschusses, Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Einkaufsgenossenschaft Aschaffenburg (EGA).
1956 wurde Ernst Streun als erster Nilkheimer Bürger in den Aschaffenburger Stadtrat gewählt.
Ernst Streuns jahrzehntelanges herausragendes kirchliches Engagement wurde 1961 durch die Verleihung des von Papst Leo XXXIII. (1810-1903) gestifteten Ehrenkreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice“ [„Für Kirche und Papst“] gewürdigt. Zu nennen sind hier vor allem Ernst Streun großes Engagement für eine Pfarrstelle in Nilkheim, die Gründung einer eigenständigen Pfarrei, den Bau der katholischen Kirche St. Kilians und des Kindergartens sowie als ehrenamtlicher Kirchenpfleger und Mitglied der Kirchenverwaltung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Lothar Blatt, Stadtrat (UBV-Vereins- und Fraktionsvorsitzender)
Willi Hart, Stadtrat (UBV-Fraktionsgeschäftsführer, Stv. UBV-Fraktionsvorsitzender)