Ruth-Weiss-Mädchenrealschule Aschaffenburg

Aschaffenburg. Die „Staatliche Realschule für Mädchen“ in Aschaffenburg trägt zukünftig den Namen von Ruth Weiss, geb. Löwenthal. Dies beschlossen das Lehrerkollegium, die Schülerinnen und Eltern sowie der Kultur- und Schulsenat des Stadtrates Anfang des Jahres einstimmig. Zur Begrüßung Ruth Weiss‘ laden die Stadt Aschaffenburg und der Förderkreis Haus Wolfsthalplatz am Sonntag, 18. Juli 2010 um 9.00 Uhr in Jüdische Museum zu einem Empfang ein. Hierbei wird sie sich auch in das Goldene Buch eintragen. Am 19. Juli 2010 finden ab 10.30 Uhr im Beisein zahlreicher Ehrengäste die Feier in der Stadthalle und am Nachmittag das Schulfest statt. Ruth Weiss, ihr Cousin Uzi Löwenthal (Israel) und Freunde besuchen am darauffolgenden Dienstag auch Hörstein und Alzenau.

Die engagierte Jüdin erblickte am 26. Juli 1924 in Fürth das Licht der Welt. Ihr Vater Richard Löwenthal stammt aus Hörstein. Die Großeltern, ein Onkel und seine Ehefrau wurden dort in der Reichskristallnacht ermordet. Einem anderen Onkel gehörte das Aschaffenburger Kaufhaus Löwenthal in der Herstallstraße 17. Ruth Weiss konnte 1936 nach Südafrika emigrieren. Nach der „High School“ in Johannesburg war ihr ein Studium aus finanziellen Gründen nicht möglich. Deshalb arbeitete sie in einer Rechtsanwaltskanzlei, der Buchhandlung ihres Mannes und in einem Versicherungsbüro. Als Freiheitskämpferin schloss sie sich der Antiapartheitsbewegung an, lernte Nelson Mandela und Denis Goldberg (der am 19. Juli die Laudatio hält) kennen. 1966 wurde sie zur persona non grata erklärt und durfte bis 1991 nicht mehr nach Südafrika einreisen. Die Journalistin arbeitete einige Zeit in Südrhodesien, musste das heutige Simbabwe jedoch wieder verlassen. Begründung: Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen. Danach lebte sie einige Jahre in Sambia, Deutschland sowie in London und auf der Isle of Wright. Als Wirtschaftsjournalistin war sie u. a. für den „Guardian“ in London tätig und leitete mehrere Jahre die Afrikaabteilung der „Deutsche Welle“ in Köln. Seit ihrer Pensionierung ist Ruth Weiss als Schriftstellerin erfolgreich. Im Jahre 2005 war sie eine der Vorgeschlagenen für den Alternativen Nobelpreis „1000 Frauen für den Frieden“.

Die Aschaffenburger Mädchenrealschule unterhält auf Initiative der Lehrerin Anni Kropf seit 1993 Patenschaften für Waisenkinder in Sambia. Vor einigen Monaten übergab Ruth Weiss persönlich Spendergelder der Schülerinnen für das „Kasisi Children Home“ in Lusaka (wird berichteten). Dessen Leiterin, Schwester Mariola (Foto), kommt auch zur Namengebung nach Aschaffenburg. Der Vorsitzende der Stadtratsfraktion der Unabhängigen Bürgervertretung (UBV), Lothar Blatt, sammelte Arzneibecherchen und Tablettes für dieses Waisenhaus. Durch seine Vermittlung übernahm der Zonta-Club Aschaffenburg die Kosten für neue Flyer in deutscher und englischer Sprache.

(Heimatbote/Exclusiv)

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